Wirkungsweise von Enthärtungsanlagen

Auf dem Markt zu finden sind verschiedene Wirkprinzipien, von denen allerdings nur zwei ernstzunehmen sind und nur eine tatsächlich für die Brauchwasseraufbereitung sinnvoll ist. Dies sind Enthärtungsanlagen auf Basis des Ionenaustauschprinzips.

Umkehrosmose

Auch Umkehrosmoseanlagen können die Härte von Wasser verringern, gehen aber weit darüber hinaus. Die Enthärtung des Wassers ist dabei nur ein Nebeneffekt.

Tatsächlich sind Umkehrosmoseanlagen sehr kostenintensiv und werden vor allem zur Herstellung von besonders reinem Wasser, wie es etwa in Labors benötigt wird, genutzt. Im Haushalt würde man eine solche Anlage nur für die Behandlung des Trinkwassers verwenden. Im Netz herrscht allerdings eine Kontroverse darüber ob Wasser aus Umkehrosmoseanlagen nicht sogar gesundheitsschädlich sein könnte. Viele haben übrigens bereits Umkehrosmosewasser getrunken. So du denn schon einmal bei Starbucks warst und dort einen Kaffee zu dir genommen hast, auch du. Starbucks stellt so sicher auf jedem Fleckchen der Erde eine identische Wasserzusammensetzung zu haben, um dem Gast überall das gleiche Geschmackserlebnis bieten zu können.

Magnetische Wunderanlagen

Außerdem werden im Netz auch viele wundersame Gerätschaften angeboten, die mit Magnetismus dafür sorgen sollen, dass sich die Salze, die wir doof finden (Calciumkarbonat usw.) in der Wasserleitung nadelförmig ausrichten und damit weniger leicht an Leitungen  haften bleiben. Man spricht hierbei von physikalischer Wasserenthärtung. Die Wirksamkeit dieses Verfahrens konnte bisher allerdings nicht belegt werden, weswegen man, meiner Ansicht nach, hiervon eher Abstand nehmen sollte.

Insgesamt sehe ich mich persönlich darin wieder einmal bestätigt, dass Magnetismus zu kaum etwas gut ist, außer vielleicht Zettel am Kühlschrank zu befestigen. Weder helfen magnetische Armbänder, noch magnetische Wasserstäbe zur energetischen Aufladung von Trinkwasser oder Wasserenthärtungsanlagen nach magnetischem Prinzip. Einzig auf den Kontostand der Hersteller und Händler hat der Magnetismus eine wohltuende Wirkung.

Kommen wir zu dem nachweislich wirksamen und millionenfach bewährten Prinzip des Ionenaustauschs.

 

Ionenaustausch

Dieses Prinzip sollen wir uns bereits seit über 100 Jahren zunutze machen. Laut Wikipedia wurde das Prinzip des Ionenaustauschs sogar bereits in der Bibel beschrieben.

Bei Enthärtungsanlagen nach dem Ionenaustauschprinzip fließt das Wasser aus der Frischwasserzuleitung in einen Drucktank. In diesem befindet sich ein spezielles Kunstharz über welches das Wasser geleitet wird, dabei das darin gelöste Calcium an das Kunstharz abgibt und dafür Natrium aufnimmt. (Das genaue Wirkprinzip wird auch in der Wikipedia beschrieben und ist eine gute Lektüre bei Schlafstörungen.) Wasserfilter, wie sie zum Beispiel für Tee- oder Espressomaschinen verwendet werden (z.B. Brita) arbeiten nach dem gleichen Prinzip.

Heraus kommt dabei dann völlig kalkfreies Wasser. Vollends weiches Wasser ist allerdings auch nicht besonders erstrebenswert, mehr dazu allerdings später. Also wird dem nun vollends enthärteten Wasser wieder Frischwasser zugeführt, bis es eine gewünschte Härte von zwischen 7-9°dH hat.

Damit dieser Prozess in Gang bleibt, muss diesen Anlagen regelmäßig Regeneriersalz zugeführt werden. Dieses nimmt dann während der sogenannten Regenerierung das Calcium aus dem Ionentauscher auf und wird anschließend ins Abwasser gespült.

Für den Betrieb einer Enthärtungsanlage auf Basis eines Ionentauschers benötigt man also und elektrische Energie. Nebenbei erhöht man außerdem seinen Wasserverbrauch, da der Tauscher bei der Regenerierung ausgespült werden muss. Während das Regeneriersalz die Haushaltskasse nur mit einigen zusätzlichen Euro im Monat belastet und auch der Stromverbrauch sich in Grenzen hält, soll der Mehrverbrauch an Wasser recht beachtlich sein.

Zwischen 10% und 100% soll dieser mit einer Weichwasseranlage mit Ionentauscher höher sein. Während mir 10% noch plausibel und verschmerzbar erscheinen, wären 100% ein Grund für mich davon Abstand zu nehmen. Erste Rückmeldungen von Bauherren, die solche Anlagen im Betrieb haben, deuten aber tatsächlich auf nur einen geringen Mehrverbrauch hin. Zudem scheint die Zufriedenheit mit diesen Anlagen auch nach mehreren Jahren noch sehr hoch zu sein.

Aber Natrium ist doch ungesund!?

Vereinzelt liest man, dass durch eine solche Anlage geflossenes Wasser anschließend salzig schmecken soll. Dies scheinen einige Menschen so wahrzunehmen. Die Angst, dass man nun ja viel zu viel Natrium zu sich nehmen würde, als vorher ist aber unbegründet.

Tatsächlich ist zuviel Natrium nicht gut für den Menschen. Allerdings geht es hierbei nicht um Natrium in Reinform, sondern um Natriumchlorid (NaCl), wie wir es bei der Zubereitung unserer Speisen als Kochsalz kennen und tatsächlich viel zu viel zu uns nehmen. Insbesondere Herz-/Kreislauferkrankungen sind hierin begründet und manifestieren sich dann als Bluthochdruck und Arterienverkalkung.

Je Härtegrad, den man mit einer Enthärtungsanlage mit Ionenaustauscher verliert, steigt der Natriumgehalt im Wasser um rund 8 mg pro Liter.  Laut Trinkwasserverordnung liegt der Grenzwert für Trinkwasser bei 200 mg Natrium je Liter.
Zum Vergleich: 100g Cornflakes enthalten über 900mg Natrium!

Also kann man festhalten. Stimmt, der Natriumgehalt im Wasser steigt beim Einsatz einer Enthärtungsanlage mit Ionentauscher. Dabei handelt es sich dann in der Masse aber eben nicht um NaCl. Überschüssiges Natrium wird dann, wie alles was der Stoffwechsel nicht verarbeiten kann, auf den üblichen Wegen ausgeschieden.

Nachteile von zu weichem Wasser

Weiter oben habe ich beschrieben, dass das mühsam enthärtete Wasser wieder mit unbehandeltem Wasser verdünnt (verschnitten) wird, bis es einen Härtegrad von 7-9°dH hat. Wieso macht man denn sowas? Dann hat man ja doch wieder Kalkablagerungen im Haus.

Tatsächlich ist es so, dass sehr weiches Wasser aggressiver ist, als hartes Wasser. Hierbei geht es allerdings nicht nur um einen evtl. niedrigeren pH-Wert, durch den teilweise leicht höheren Anteil an Kohlensäure im behandelten Wasser.  Durch die Enthärtung werden auch Phosphate und Silikate im Wasser verringert. Diese haben einen schützenden Effekt auf Metallteile, wie Rohrleitungen. Enthärtet man das Wasser zu stark, tut man den Wasserleitungen nichts Gutes.  Im Extremfall kann zu weiches Wasser sogar zum Lochfraß in Rohrleitungen führen. Auch die kostbaren Badezimmerarmaturen danken einem zu weiches Wasser nicht. Gläser mögen zu weiches Wasser ebenfalls nicht und neigen eher zu Glaskorrosion, wie man es aus Geschirrspülern kennt, die ja ebenfalls mit einem Ionentauscher arbeiten.

Zu weiches Wasser hat das Bestreben wieder Kalk aufzunehmen und hat dadurch fiese Auswirkungen auf Beton, aus dem es Kalkverbindungen herauslöst.

Zuletzt hat zu weiches Wasser die Eigenschaft Seife nur schwer aufzunehmen. Dementsprechend benötigt man wesentlich mehr Wasser, um Shampoo aus den Haaren oder Seifen von den Händen zu spülen.

Es spricht also einiges dafür im empfohlenen Rahmen von 7-9°dH zu bleiben.

19 Antworten

  1. Inga Wagner sagt:

    Ich kann Euch nur empfehlen so eine Anlage wirklich einzubauen. Wir haben auch extrem hartes Wasser, es ist einfach nur grausam.

    LG, Inga

  2. Hallo John,
    wie immer bestens recherchiert! Wir haben auch eine Anlage von BWT ins Auge gefasst. Am besten sind persönliche Erfahrungen, die man aus erster Hand bekommt und von denen man sich persönlich überzeugen kann. Mein Schwiegerfreund und meine Schwiegerfreundin haben eine Anlage von BWT seit 2008 im Einsatz. Hinsichtlich der Wartung läuft das Gerät seit der Installation fehlerfrei. Gewaschene Wäsche fühlt sich subjektiv besser an. Trinkwasser – naja, selbst meine Schwiegerfreundin sagt es schmeckt salziger. Mir persönlich würde das nicht soviel ausmachen, ich trinke ohnehin lieber Bier 😉
    Wir haben dort einen Härtegrad von 14,7-16,9°dH laut Wasser Nord. Ich werde die Anschlüsse vorbereiten lassen und mir später selbst eine Anlage einbauen, zu ungewiss sind mir all die zusätzlichen Kosten.
    LG
    Karsten

    • John sagt:

      Vielen Dank Karsten. Ich habe dann mal meine Aussagen zum salzigeren Geschmack des Wassers abgeschwächt. Jetzt habe ich ja wenigstens mal eine vertrauenswürdige Quelle mit entsprechender Anlage.

  3. Daniel sagt:

    Also meines Wissens nach gibt es noch die Möglichkeit den Kalk nicht zu entfernen (Wasserhärte bleibt), sondern im Wasser zu binden. Das gibts auch von BWT und ändern den Geschmack nicht, hält die Leitungen allerdings sauber (Dafür ist die Duschwand wieder verkalkt.. ein Kompromiss also)

    • John sagt:

      Vielen Dank. Jetzt wäre eine Quellenangabe spannend. Hört sich nach meinen Recherchen fast nach diesen „physikalischen Wunderdingern an“. Diese sollen den Kalk im Wasser nadelförmig machen, so dass er nicht an den Rohren haften bleibt. Glaube aber nicht, dass es so ein Ding von BWT gibt.

  4. Vielen Dank für diesen Beitrag. Auch wir überlegen schon seit längerem, ob wir eine solche Anlage einbauen lassen sollen – das Berliner Wasser ist ja bekanntlich sehr hart. Die extrem verkalkten Fliesen in der Dusche unserer Mietwohnung sehen jedenfalls furchtbar aus!
    Viele Grüße

  5. Plocho Emmes sagt:

    Wir haben so eine Minianlage, die über Nanokristallbildung funktioniert seit Mitte der Neunziger in Ludwigsfelde in Betrieb und sind sehr zufrieden. Das Verfahren war damals ziemlich unbekannt. Die Anlage ist sehr klein, wartungsfrei und hat nur ein paar hundert DM gekostet.

  6. Anita W. sagt:

    Ich kann auch nur jedem, der an harten Wasser leidet, empfehlen sich eine solche Wasserenthärtungsanlage zuzulegen. Mein Mann hat uns vor eineigen Jahren eine solche Anlage eingebaut und wir sind bis heute davon überzeugt. Ich habe seit dem Einbau viel weniger Stress beim Badputzen und kann auch noch Geld einsparen, da ich viel weniger Reinigungsmittel benötige.

    • Beate F. sagt:

      Hallo, in welchem Bundesland wohnen Sie? Wie hoch ist da die Wasserhärte? Wir haben ein Haus geerbt mit einer Wasserenthärtungsanlage, ich bin total zufrieden, wir brauchen kaum putzen und nichts verkalkt. Die wartunsfreie Anlage ist meinem Mann allerdings ein Dorn im Auge, weil Strom verbraucht wird und er ab und zu die Säcke mit Salz schleppen muss… 😉 Wenn es tatsächlich so ist, dass weiches Wasser die Leitungen angreift, bleibt es natürlich zu überlegen, ob die Anlage dann nicht doch stillgelegt werden müsste. In unserem Gebiet liegt die Wasserhärte jetzt bei 14, nachdem die Kommune eine Enthärtungsanlage eingebaut hat. Zuvor lagen diese über dem skalierten Bereich.

      • John sagt:

        Hallo Frau F. Wir wohnen in Brandenburg unser lokaler Versorger hat dieses Jahr eine Wasserhärte von 23 Grad DH gemeldet! Ohne Weichwasseranlage wären unsere Sanitäranlagen inzwischen sicher mit Kalksteinhöhlen zu vergleichen. Die Bäder von Nachbarn ohne entsprechende Anlage untermauern unsere Annahme . Zu weiches Wasser (unter 5-6 Grad DH) soll wohl Leitungen und Armaturen angreifen und damit eher kontraproduktiv sein. Bei Einstellung von 5-6 Grad profitiert man von den Vorteilen und muss die Nachteile nicht fürchten. Meiner Ansicht nach tut Ihr Mann gut daran den (geringen) Energie- und Wassermehrverbrauch, sowie das Schleppen zu tolerieren. Das regelmäßige Entkalken oder Austauschen von Armaturen und ggf. sogar drohender Rohrleitungstausch kommen sicher teurer. Zusätzlich profitieren Sie von geringerem Wasch- und Spülmittelverbrauch, was zusätzlich Kosten spart. Viel Erfolg beim Überzeugen

  7. Martin sagt:

    Ich bin vor einem viertel Jahr in einen Neubau mit Wasserenthärtungsanlage gezogen. Gestern habe ich mal gemessen: Die Wasserhärte wird von 14° (Nachbargrundstück) auf 7° reduziert. Vor Kalkflecken feit das leider nicht.
    Aber von einem salzigen Geschmack ist nicht zu reden. Selbst meine in solchen Dingen eher empfindlichen Familienmitglieder haben keine Beschwerde vorgebracht, obgleich wir fast ausschließlich Leitungswasser trinken.

  8. Achim sagt:

    Was Sie über das Natrium und das Kochsalz (NaCl) und deren gesundheitliche Auswirkungen schreiben, stimmt so nicht ganz.

    „Tatsächlich ist zuviel Natrium nicht gut für den Menschen. Allerdings geht es hierbei nicht um Natrium in Reinform, sondern um Natriumchlorid (NaCl), wie wir es bei der Zubereitung unserer Speisen als Kochsalz kennen und tatsächlich viel zu viel zu uns nehmen. Insbesondere Herz-/Kreislauferkrankungen sind hierin begründet und manifestieren sich dann als Bluthochdruck und Arterienverkalkung.“

    Also die Gesundheitsbeschwerden stehen zwar auch mit zu hoher Kochsalzufuhr (NaCl) in Zusammenhang – aber ursächlich sind aber auch dann die Natrium-Ionen in dieser Verbindung.

    Bei Patienten mit Bluthochdruck führt eine Reduktion der Natriumzufuhr (Na) auf weniger als 2,3 Gramm pro Tag, zu einer Senkung des Blutdrucks und wird daher empfohlen.

    Wir können halt die Natrium-Zufuhr am einfachsten über den Verzicht beim Salzen unserer Speisen erreichen. Das darin zu knapp 40 % in Reinform enthaltene Natrium wirkt sich gesundheitlich aus. Aber unserer Gesundheit ist es egal, ob das Natrium als Ion über das Trinkwasser oder als Bestandteil von Kochsalz zugeführt wird. In der Bilanz zählt beides.

    RIchtig hingegen ist es, dass man schon eine Menge Weichwasser trinken muss, um in den Bereich einer erheblichen Na-Mehrzufuhr zu kommen.

  9. Maik sagt:

    Schöner Beitrag,
    Respekt , zu 95 % richtig. Komme aus der Großküchenbranche und habe täglich mit diesen Anlagen zu tun. Habe ein paar aufbereitete Anlagen verschiedener Hersteller da.
    Es kommt zu Glaskorrosion speziel bei Kombidämpfer, im privaten Bereich vernachlässigbar. Der Autor hat gut recherchiert. Eingesetzt vor dem ganzen Haus verringert sich die Durchflußmenge. Eine Badewanne füllt sich langsamer.
    Die Wartung ist enorm wichtig!!! Es werden so viele Anlagen einfach ersetzt weil nicht halbjährig sauber und entschlammt wird, das sind mit An- und Abklemmen eine Stunde Arbeit und man hat die vom Autor beschrieben Vorteile. Ein Sack Salz kostet 6 Euro im Baumarkt und hält bei mir ein Jahr – lächerlich. Wenn Bedarf an gebrauchten funktionierenden Anlagen ist, einfach Mailen. Warum sind die Anlagen in meinem Besitz? Diese wurden nicht „gewartet“ auseinanderbauen und saubergemacht sollte es heißen!!! Grüße

    • Reiner Hase sagt:

      Hallo
      Frage was würde eine gebrauchte Anlage für ein Einfamilenhaus mit 3 Personen kosten ?
      Und wo würde ich diese ggf. bekommen.
      Danke !
      Gruß Reiner

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