Am vergangenen Dienstag, keine Woche nachdem das Haus zumindest theoretisch dicht gemacht wurde, sollte nun messtechnisch nachgewiesen werden, dass es tatsächlich weitestgehend dicht ist. Der Blower-Door-Test stand an.

Blower-was?

Für alle Nicht-Bauherren sei kurz erklärt, dass bei der im Volksmund Blower-Door-Test, korrekterweise aber Differenzdruck-Messverfahren genannten Aktion, die Luftdichtigkeit eines Hauses bestimmt wird. Ein dichtes Haus hat neben dem Vorteil der niedrigeren Heizkosten, da es nicht zieht wie Hechtsuppe, einen weiteren nicht zu unterschätzenden Vorteil.

Man kann einen Teil des Immobiliendarlehens zu einem besonders günstigen Zinssatz erhalten. Dreh- und Angelpunkt hierbei ist die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau), die im Rahmen des Förderproduktes „Kredit 153 – Energieeffizientes Bauen“ für bis zu 100.000€ besonders günstige Zinssätze und einen Tilgungszuschuss von bis zu 15.000€ gewährt.

Damit man in den Genuss dieser Vergünstigungen kommt, muss man aber nachweisen, dass das Haus dann auch die entsprechenden Kriterien einhält. Hierzu gehört eben unter Anderem eine möglichst dichte Gebäudehülle. Diese wird mit diesem Test eines unabhängigen Prüfingenieurs nachgewiesen. Besteht das Haus diesen Test anhaltend nicht und ist das Haus auch nachweislich nicht dichter zu bekommen, war es das leider mit den tolleren Konditionen und man darf tiefer in die Tasche greifen.

Inzwischen ziemlich unwahrscheinlich geworden, aber dennoch ein spannender Punkt für die Bauherrschaft, der potentiell richtig teuer werden kann.

Bauleiter mit Klebeband

Neben der Prüfingenieurin und meiner Wenigkeit war auch unser Bauleiter zugegen. Erste Aktion, während die Prüfingenieurin Ihre Gerätschaften aufbaute war es sämtliche Löcher mit Klebeband abzudichten.

Hierzu gehörten die Kabeleinführung in unserer Bautür, die Befestigungslöcher des Bauschlosses, Abwasseranschlüsse und der Rauchrohranschluss unseres Schornsteines.

Der Rauchrohanschluss eines Schiedel Absolut Schornsteines ist üblicherweise bis zur Inbetriebnahme mit einer Folie luftdicht abgeschlossen. Leider hatte aber der Bezirksschornsteinfeger bei der Rohbauabnahme eben diese Folie kaputt gemacht. Nicht gut für den Blower Door Test, also wurde er notdürftig zugeklebt.

Nachdem überall Klebeband angebracht und der Messaufbau in einer Terrassentür eingebaut worden war, ging es schon los.

Es folgte eine Wette zwischen Bauleiter und Prüfingenieurin, welchen Wert unser Haus denn vorraussichtlich erreichen würde.

Den Wert 1,5 1/h galt es zu erreichen oder möglichst zu unterbieten. Während die Prüfingenieurin auf einen Wert von 1,0 wettete, hielt unser Bauleiter mit 0,8 dagegen.

Messaufbau für den Blower-Door-Test

In der Terrassentüröffnung luftdicht verspannt, eine Plane mit dem Lüfter. Angeschlossen daran der Messrechner mit den beiden Druckmessschläuchen

Lüfter läuft, es zieht durch die Ritzen

Gesteuert über einen kleinen Messrechner wurde der, luftdicht im Durchgang der Terrassentür eingebaute, Lüfter angeworfen. Einer erster Kalibrierungslauf bestätigte, dass trotz kräftigen Windes eine Messung vorgenommen werden könnte.

Im Verlauf von einigen Minuten rackerte sich der Ventilator dann mal mehr mal weniger ab, um zuerst Unterdrücke und dann Überdrücke verschiedener Stärke zu produzieren. An nicht extra abgedichteten Stellen, wie dem Zwischenraum zwischen Schließzylinder und Bauschloss, konnte man sehr gut fühlen, wie kalte Luft ins Haus strömte. Eine der vielen Undichtigkeiten, die in jedem Haus zu finden sind. Hauptsache die verhageln uns nicht das Ergebnis, war noch mein Gedanke.

Messrechner für den Blower-Door-Test

Während der Messreihe des Blower-Door-Test erschienen auf dem Display allerlei lustige Zahlen. Der Endwert musste daraus dann später noch errechnet werden.

Blower-Door-Test mit Bravour bestanden

Schon direkt nach dem Test war klar, dass unsere Villa Lugana die Aufgabe problemlos gemeistert hatte. Der finale Wert musste jedoch im stillen Kämmerlein, bezogen auf den Rauminhalt des Hauses errechnet werden.

Heute dann kam das Zertifikat. Nicht 1,5 oder 0,8 Luftwechselrate, sondern 0,41 stand unter dem Strich. Damit darf man unser Haus getrost als dicht bezeichnen. Umso wichtiger ist nun für uns aber auch die KWL (Zentrale Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmeenergierückgewinnung), um uns vor Schimmel zu bewahren, wenn die Luftfeuchtigkeit nicht wie früher durch viele kleine Undichtigkeiten entweichen kann.

Um die Konditionen aus unserem KfW Kredit müssen wir uns nun keinerlei Sorgen mehr machen. Haben wir uns aber auch vor dem Blower-Door-Test nicht gemacht.

1 Antwort

  1. Daniel sagt:

    Ui, da können wir mit 1,4(?) nicht mithalten. Aber bestanden ist bestanden.. (Wobei ich glaube, dass der Großteil durch die Rollläden verschwindet.. Die mache ich dann nach dem Einzug mal selbst dicht.. 2 Streifen Tesa genügen da 😛

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