Seit inzwischen drei Wochen läuft bei uns die technische Bautrocknung und sorgt dafür, dass überschüssige Feuchtigkeit möglichst schnell aus dem Haus transportiert wird. Für uns hat sich die Aktion gelohnt.
Bautrocknung wieso das denn?
Wir halten eine technische Bautrocknung absolut für sinnvoll. Wieso, das habe ich ausführlich bereits im Juni, lange vor dem ersten Spatenstich beschrieben. Wen es interessiert, der kann nochmal nachlesen wieso eine technische Bautrocknung Sinn macht.
Zusammengefasst kann man sagen, dass man einen Haufen überschüssiges Wasser in so einem Neubau hat. Estrich und Innenputz, aber später auch Fliesenkleber, Fugenmörtel und Raumfarbe haben einen hohen Anteil Wasser in sich.
Durch die immer kürzeren Bauzeiten hat so ein Haus kaum Chance das Wasser auf natürlichem Wege wieder zu verlieren. Wer will schon mehrere Monate lang die Doppelbelastung aus Miete und Finanzierung tragen? Eben. Aber in ein nasses Haus ziehen? Eher weniger sinnvoll.
Überschüssiges Wasser im Haus äußert sich durch erhöhte Heizkosten in den ersten Jahren, da man den Bau trockenwohnen muss. Noch schlimmer wiegt die Gefahr von Schimmelbildung und ggf. eine verzögerte Bezugsfertigkeit, wenn die Böden noch zu feucht und damit noch nicht belegreif sind.
Um diesem Dilemma beizukommen, haben wir uns bereits damals dazu entschlossen eine technische Bautrocknung durchzuführen. Diese konnte starten, nachdem Dampfsperre, Trockenbau und Dämmung im Obergeschoss eingebracht waren.
Bautrocknung wie läuft das ab?
Bei einer 150 qm Stadtvilla, wie bei uns, mit rund 700 Kubikmetern umbauten Raum, braucht es zwei Bautrockner. Unsere Bautrockner kämen mit insgesamt 1.000 Kubikmeter Volumen zurecht. Zur Unterstützung der Trocknung platziert man üblicherweise noch jeweils einen Lüfter je Trockner im Gebäude.
Wir haben die Bautrockner zentral in Flur und Galerie platziert und sorgen mit den Lüftern für eine anständige Verwirbelung der Raumluft, um die Feuchtigkeit auch aus Ecken zu bekommen.
Die mitgelieferten Eimerchen der Bautrockner waren uns jedoch zu klein, weswegen mir Bauwannen untergestellt haben, die jeweils 90 Liter Kondensat fassen. Damit genügt es vollauf einmal täglich zu leeren und auch mal nach anderthalb Tagen vorbeizuschauen, um sich um die Wannen zu kümmern.
Alternativ kann man das Kondensat auch direkt in Abwasserrohre leiten. Allerdings muss man hier auf ein ordentliches Gefälle achten. Hat man das nicht, kann man vor dem Problem stehen, dass das aus der Raumluft aufgenommene Kondensat direkt wieder in den Estrich sickert. Wollten wir nicht, deswegen kommen 90 Liter Bauwannen zum Einsatz, die wir einmal täglich leeren.
Während sich anfangs nach einem Tag in beiden Wannen jeweils rund 50 Liter Wasser sammelten, sind es inzwischen nur noch um die 20 Liter pro Tag.
Das bedeutet bisher haben wir über 1.000 Liter überschüssiges Wasser aus unserem Haus befördert. Das nenne ich mal einen Erfolg.
Was kostet eine technische Bautrocknung?
Das kommt zum Einen auf das Volumen des Hauses und auf die Dauer der Bautrocknung an.
Kauf der Bautrockner
Bautrockner kann man zum Beispiel für ab ca. 500€ pro Stück kaufen. Entsprechende Angebote gibt es zum Beispiel bei Amazon.
Zusätzlich noch zwei Lüfter aus dem Baumarkt, zwei bis vier Kabeltrommeln und Bauwannen und man ist bei 1.200€ Investment angelangt. Natürlich lässt sich das dann im Anschluss auch wieder verticken. Im Rahmen eines Projektes wie dem Rousseau Park hätte man tatsächlich darüber nachdenken können die Geräte zu kaufen und dann an den nächsten Bauherren zu verkaufen. Machen die Geräte allerdings eine Grätsche oder will sie keiner haben, hat man den Salat.
Mieten von Bautrocknern
Aus diesem Grund kann man Bautrockner auch ganz hervorragend mieten. Bei Anbietern wie Klima Center kann man sich beraten lassen, die benötigten Geräte bequem im Netz zusammenklicken und per Spedition liefern lassen. Hier zahlt man je Gerät der von uns benötigten Größe, 7€ netto pro Tag. Ein Lüfter schlägt mit 3,75€ netto zu Buche.
Unser Setup würde so rund 26€ pro Tag kosten. Das macht pro Woche 180€ inklusive Steuer. Hinzu kommt allerdings die Anlieferung der Technik, für die man 40€ je Gerät und Weg einrechnen muss. Bei uns waren jeweils ein Bautrockner und Lüfter mit Kabelbindern zusammengeschnürt, so dass insgesamt 160€ an die Spedition gehen und der Transport der Lüfter nicht extra bezahlt werden muss.
Positiver Nebeneffekt bei Miete statt Kauf: Man hat, zumindest bei dem von mir gewählten Anbieter einen kompetenten Ansprechpartner, der einen dabei unterstützt die Bautrocknung möglichst effizient durchzuführen.
Betriebskosten
Mit 1,7 kW Anschlusswert je Bautrockner kommt man rechnerisch (Baustrom zu ca. 0,30€ je kWh) auf rund 10€ pro Trockner und Tag. Da die Kompressoren nicht durchgängig laufen, liegen wir zusammen mit den Lüftern bei schätzungsweise 15€ insgesamt pro Tag.
Kosten und Nutzen
Zwei Bautrockner mit zwei unterstützenden Lüftern im Dauerbetrieb kosten dann ungefähr 40€ pro Tag. Hinzu kommt der zugegeben kostenintensive Transport.
In drei Wochen kommen so rund 1.000€ an Kosten zusammen.
Auf der Habenseite stehen:
- Bislang mindestens 1.000 bis 1.500 Liter weniger Wasser im Haus
- Belegreife Böden und dadurch
- keine Verzögerungen bei unserem straffen Zeitplan und damit beste Voraussetzungen für einen pünktlichen Umzug in weniger als einem Monat.
- Nur einmal pro Tag zum leeren der Wanne zum Haus fahren, anstatt drei Mal pro Tag zum Lüften
- Die Fenster konnten zu bleiben, was bereits jetzt Heizkosten gespart hat.
- Und da man die Feuchtigkeit dann später nicht mühsam wegheizen und lüften muss, spart man auch nach hinten raus Heizkosten.
Für uns geht diese Rechnung auf, weswegen wir jederzeit wieder auf eine technische Bautrocknung setzen würden.
Tipp
Eine Bauwanne mit 70 Liter Wasser ist richtig fies schwer. Eine solche die Bautreppe runterzuschleppen macht alles Andere als Spaß. Außerdem läuft man Gefahr das kostspielig ausgetriebene Wasser zu verschütten.
Ich habe mir einen langen Schlauch mit Gefälle durchs Haus in die Wannen gelegt und dann angesaugt und einfach ablaufen lassen. Dabei kann man dann auch gleich einen Sickertest durchführen 🙂
Allerdings sollte man auf das Absaugen an den Tagen verzichten, an denen die Nassbereiche abgedichtet wurden. die Lösemittel finden sich dann im Kondensat und sorgen einige Stunden für eine taube Zunge. Ich habe das selbst ausprobiert und kann davon ehrlich abraten.