So ein Hausbauprojekt ist schon vor dem eigentlichen Baubeginn eine komplizierte Angelegenheit. Wie soll das erst werden, wenn alle möglichen Bauarbeiter auf der Baustelle herumspringen und ihre Dinge tun. Machen die das dann alle richtig?
Laut einer Studie der DEKRA aus dem Jahr 2008, finden sich in einem Bau durchschnittlich 32 Mängel. Auch wenn die Studie bereits 8 Jahre auf dem Buckel hat und damit bereits als antik gelten dürfte, verbessert hat sich die Lage sicher nicht. Woher wissen wir dann, ohne selbst Bauingenieure zu sein, überhaupt ob ein Mangel vorliegt?
Dafür haben wir nun einen Bauherrenberater beauftragt.
Bauherrenberater wozu? Es gibt doch den Bauleiter.
Der Bauleiter der ist ja vom Fach und hat das alles im Blick. Oder etwa nicht?Sicher wird der alles kontrollieren und die einzelnen Gewerke zurechtstutzen, wenn z.B. eine Abdichtung nicht richtig ausgeführt wurde.
Vom Fach ist er mit einiger Wahrscheinlichkeit und kontrollieren wird er hoffentlich auch, aber er spielt im Team der Hausbaufirma und ist primär dieser verpflichtet. Wer steht da auf unserer Seite, wenn es hart auf hart kommt?
Hier greift für uns eine der großen Weisheiten der Menschheit:
Hast du selbst keine Ahnung, such dir jemanden, der welche hat.
Keine Ahnung wie man einen Knopf annäht? Frag Muttern!
Keine Ahnung wie man Streuselkuchen backt? Frag Oma!
Keine Ahnung wie dein Handy funktioniert? Frag deine Kinder!
So macht man das beim Gebrauchtwagenkauf, so haben wir es bei der Finanzierung gemacht und so kann man das auch beim Bau des Eigenheimes machen. Im Gegensatz zum Rat aus der Familie ist der des Bauherrenberaters oder auch Baubegleiters leider nicht kostenlos zu haben, kann dafür aber helfen, hohe Kosten und Streit zu vermeiden.
Was macht denn so ein Bauherrenberater?
Bei einem Bauherrenberater handelt es sich in der Regel um einen Bauingenieur. Zuerst arbeitet sich der Bauherrenberater in das zu bauende Objekt ein, indem er die Bauunterlagen, inklusive Bauvertrag, Bauleistungsbeschreibung, Baugrundgutachten usw. studiert. Der Bauvertrag wird vom Bauherrenberater jedoch nicht juristisch geprüft, hierfür sollte man sich dann, wenn man möchte, an den Anwalt seines Vertrauens wenden.
In erster Linie führt der Bauherrenberater dann Kontrolltermine auf der Baustelle zur Qualitätssicherung durch. Bei diesen nimmt er eine Sichtkontrolle vor und bewertet er als unabhängige Instanz, ob die Arbeiten nach den anerkannten Regeln der Technik und den geltenden Vorschriften erbracht wurden. Diese Bewertung legt er den Bauherren dann in Form eines Berichtes vor. Wurden Mängel entdeckt, haben sich die Bauherren um die Durchsetzung der Mangelbeseitigung zu kümmern.
Der Bauherrenberater steht hier dann aber, wie der Name schon sagt, gegen Entgelt als beratende Instanz zur Verfügung.
In unserem Fall sind neun Kontrolltermine beim Erreichen bestimmter Meilensteine vorgesehen:
- Kontrolle Bodenplatte
- Kontrolle Mauerwerk EG und Decke vor dem betonieren
- Kontrolle Dachgeschossmauerwerk und Dachkonstruktion vor der Dachdeckung
- Kontrolle Dachdeckung und Klempnerarbeiten
- Kontrolle Fenstereinbau vor Putzarbeiten
- Kontrolle Dampfsperre und Wärmedämmung
- Kontrolle Wärmedämmverbundsystem vor dem Aufbringen der Armierung
- Kontrolle Estrichdämmung
Jeder Termin ist mit einer Dauer von 2,5 Stunden inkl. Fahrzeit und Bericht angenommen.
Hinzu kommen die Fachbegleitung zur Vorbereitung der Abnahme und die Begleitung und Beratung zur eigentlichen Abnahme.
In Summe ist mit Kosten von ca. 3.000€ zu rechnen. Ein ordentliches Sümmchen. Bei uns hat sich allerdings die Beratung durch unseren Begleiter bereits beim Thema Bodenplatte als sehr wertvoll herausgestellt.
Wie komme ich an einen Bauherrenberater?
Bauherrenberater findet man in freien Ingenieurbüros, im Verband Privater Bauherren e.V. oder wie wir, beim Bauherren- Schutzbund e.V..
Im Falle des Bauherren-Schutzbundes, kurz BSB, hat man zuerst Mitglied zu werden. Die Mitgliedschaft kostet monatlich 11€ und wird halbjährlich im Voraus beglichen. Hinzu kommt eine einmalige Aufnahmegebühr in Höhe von 52€. Mitgliedsbeitrag und Aufnahmegebühr kann man als Spende von der Steuererklärung absetzen, da der BSB e.V. als gemeinnützig anerkannt ist.
Nachdem man Mitglied geworden ist, stehen einem alle Leistungen des BSB offen. So zum Beispiel eine einstündige Erstberatung beim Bauherrenberater, in der man mit ihm über das Bauvorhaben sprechen kann und sich erste Tipps abholen kann.
Ansonsten bietet der BSB e.V. neben den Bauberatern auch Fachanwälte, Webinare und Präsenzseminare, sowie einen Firmencheck mit Wirtschaftsauskunft an. Viele dieser Leistungen sind nicht kostenlos aber bundeseinheitlich festgelegt und auf der Website des BSB e.V. einsehbar und stehen somit vor Auftragserteilung fest. So ist die vollständige Prüfung eines Kauf- oder Werkvertrages durch einen Fachanwalt zu 250€ sicher kein Schnäppchen, aber man weiß vorher auf was man sich einlässt und hat später nicht auf die Überraschungsrechnung des Juristen zu warten.
Ähnlich verhält es sich bei den Honorarsätzen der Bauherrenberater, die ebenfalls festgelegt sind und damit ein gewisses Maß an Transparenz erlauben, die bei freien Ingenieurbüros nicht zwingend gegeben ist.
Unsere Erwartung
Unser Baubegleiter machte uns einen kompetenten Eindruck, den er bei der Vermittlung zwischen der Bau-Gmbh Roth und unserem Baugrundgutachter zuletzt bestätigt hat. Hier stellte es sich als wertvoll heraus, dass er sowohl die Anforderungen des Baugrundgutachters, als auch das Denken des Bauunternehmens verstand und so zur Schaffung einer im wahrsten Sinne des Wortes tragfähigen Lösung beitrug.
Die Zukunft wird zeigen und ich dann berichten, ob und inwiefern sich diese Investition für uns bezahlt macht.