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Sparen beim Möbelkauf. Wahrheit oder Lüge?

Typische Möbelausstellung

Typische Möbelausstellung

Das letzte Wochenende stand ganz im Zeichen des Erwerbs unserer künftigen Wohnzimmermöbel. Möbelkauf war angesagt. Insgesamt hat uns dieses Thema aber bereits einige Wochen beschäftigt. Das Gute ist ja, Sparen beim Möbelkauf wird uns ja heute so einfach wie noch nie gemacht….. oder etwa nicht?

Möbelkauf

Seit einigen Wochen beschäftigen wir uns mit dem Erwerb unserer künftigen Wohnzimmermöbel. Die Randbedingungen, wie Aussehen, Material und bestimmte Designmerkmale standen für uns schon recht lange fest, nur welches Programm welchen Herstellers wir wählen sollten, war noch nicht ganz gesetzt.

Wir holten erste Angebote im lokalen Möbelhandel ein. Dieser ist ja anscheinend geprägt von ständigen Nachlassaktionen. Mehrwertsteuer geschenkt, 500€ geschenkt bei 2.000€ Umsatz oder 1.000€ geschenkt bei 5.000€ Umsatz hören sich ganz ordentlich an. Fast hat man das Gefühl, dass man besser gar nicht ins Möbelhaus ginge, solange es keine Aktion gibt, da man dann ja Bares verschenken würde.

Da traf es sich, dass ein omnipräsentes Möbelhaus gerade wieder einmal die Mehrwertsteuer erließ und zusätzlich Nachlässe gestaffelt nach Umsatz gewährte.

Der ominöse Dauertiefpreis

Ganz dem Sommerloch geschuldet, war es vergleichsweise leer im Haus in Waltersdorf. Wir schlenderten durch die Gänge und merkten uns einige Modelle, die uns zusagten. Eine Vertriebsmitarbeiterin war schnell gefunden und man ließ sich an einem Schreibtisch nieder.

Nachdem wir unser erstes Wunschmodell genannt hatten, wurden die Elemente aus dem Katalog gesucht und im Tool Furnplan an einer virtuellen Wand platziert. Eine richtige Beratung, welche Teile man denn vielleicht sinnvollerweise wählen sollte oder welche Zusammenstellung alternativ ebenfalls reizvoll wäre, fand nicht statt.

Insgesamt wirkte die Dame jedoch recht lustlos.

Der Kunde sagt, was er will und das Verkaufspersonal nennt den Preis. So läuft das hier. Als unsere unmotivierte Verkäuferin dann den Preis nannte, platzte es aus mir heraus:

Wow! Sind die Beschläge aus Platin? Moment, da gibt es doch diese tolle Aktion. Da gehen doch noch die Mehrwertsteuer und 1.000€ runter, oder?

Nein, das tut mir leid, das ist ein Dauertiefpreis, kam postwendend zurück. Ah, „Dauertiefpreis“, alles klar. Kann man wohl nix machen.

Damit war Mobiliarvariante 1 aufgrund eklatanten Überschreitens des Budgets gestorben.

Weiter zu Typ 2. Elemente in Furnplan platziert, Katalog konsultiert, Preis genannt….

Wowowowowowwwwww!!!. Wie bitte? 12.000€? Dauertiefpreis?

Nein, kein Dauertiefpreis. Da gehen dann noch Mehrwertsteuer und 1.000€ ab. Gerne kann ich beim Abteilungsleiter versuchen noch einen Einkaufsgutschschein für Sie rauszuschlagen.

So ging es auch mit zwei weiteren Modellen anderer Hersteller. Entweder prallten wir am Dauertiefpreis ab oder der Preis war so utopisch, dass Mehrwertsteuer und die „geschenkten“ 1.000€ auch nichts mehr retteten.

Alles klar, gibt es denn keine Mobiliar-Mittelklasse mehr? Doch, unten im Erdgeschoss, kam es zurück. Wir bedankten und verabschiedeten uns. Wir sollen uns schnell entscheiden, denn die Aktion gelte nur noch dieses Wochenende, wurde uns noch als Tipp mit auf den Weg gegeben. Danach wäre alles wieder viel teurer. Besten Dank!

Die Ware in der Abteilung im Erdgeschoss, überzeugte uns von der Verarbeitung leider gar nicht. Das war, zumindest von der Qualität her nicht die Mittelklasse. Also fuhren wir weiter zu einem Haus anderen Namens, welches aber zum gleichen Unternehmen gehört. Anderer Name, aber gleiche Situation bzgl. Preis und Beratung. Schade.

Die Verkaufsbibel

Letzte Woche ging es dann nach Potsdam zu einem völlig anderen Möbelhaus.

Mit erlassener Mehrwertsteuer oder geschenktem Geld wurde hier zwar nicht geworben, dennoch dachten wir uns, schauen kostet ja nix.

Wir stießen teils auf die gleichen Möbel. Anstatt auf Verkaufspersonal angewiesen zu sein, ließen sich die Elementpreise in den ausliegenden Ordnern direkt einsehen. Später lernten wir, dass diese Ordner „Verkaufsbibeln“ heißen.

Die Preise in den Verkaufsbibeln waren furchteinflößend. Allerdings gab es zwischen diesen und den Preisen an den ausgestellten Möbeln große Differenzen von 30 bis über 50%. Was hatte es denn damit auf sich?

Ein freundlicher Vertriebsmitarbeiter fragte, ob er uns helfen könne. Wir winkten erstmal ab und durchstöberten zuerst die restliche Ausstellung nach der preislichen Mittelklasse. Da wir diese auch hier nicht finden konnten, kehrten wir nach kurzer Zeit zu ihm zurück.

In der Folge landeten wir an seinem Schreibtisch und rechneten zwei Alternativen durch. Auch hier wurden in Furnplan, Möbelelemente platziert. Doch entgegen dem Vorgehen bei der lustlosen Dame im anderen Möbelhaus, fing unser Ansprechpartner doch tatsächlich an uns zu beraten.

Wir waren platt, hatten wir doch gedacht, das wäre heute nicht mehr Bestandteil des Vertriebsprozesses in Möbelhäusern.

Tatsächlich brachte der Verkäufer einige interessante Anregungen und Tipps, die dazu führten, dass wir umplanten. Es folgte der Preis. Schnappatmung setzte ein, wie im Möbelhaus zuvor.

Es folgte die Aussage, dass von den Preisen in den Verkaufsbibeln 30 bis 50% abgehen würden. Das deckte sich mit unser selbst angestellten Rechnung aus Beispielzusammenstlung und Einzelpreisen in der Verkaufsbibel zuvor.

Das vermochte uns aber nicht zu beruhigen. Immerhin kamen wir damit dann auf mit dem Wettbewerb vergleichbare Werte.

Wir verabschiedeten uns. Im Gegensatz zum letzten Möbelhausbesuch erhielten wir, wie bei einer Küchenplanung, einen Ausdruck unserer Planung mit auf den Weg nach Hause.

Zwei Pluspunkte für diesen Anbieter. Beratung und eine Handreichung über der man zu Hause noch einmal brüten kann.

Preisvergleich im Internet

Zurück im stillen Kämmerlein holten wir dann Preise aus dem Internet ein. Leider war unser inzwischen favorisierter Hersteller nur bei wenigen Onlinemöbelhändlern zu bekommen. Ein Anbieter teilte mit, dass der Hersteller den wir wählten, den Vertrieb über das Internet nicht mehr wünscht.

Dennoch erhielten wir Angebote, die um Größenordnungen unter den angeblich bereits rabattierten lagen.

Auch die Konditionen zu Lieferung und Zahlweise waren völlig in Ordnung für uns. Einzig das Anbringen der Möbel an die Wände, wäre unser Problem gewesen. Keine Herausforderung, die wir angesichts der potentiellen Einsparung gescheut hätten.

Wohlgemerkt, ging es bei den Preisunterschieden nicht um 5, 10 oder 20%. Ganze 60% lagen die Preise unter dem Angebot des offline Wettbewerbs. Wahnsinn! Da hält man gerne auch mal selber die Bohrmaschine.

Bereits bei unserem letzten Umzug haben wir einen Teil unseres Mobiliars online gekauft. Nach wie vor sind wir mit diesen Möbeln, die so, wie sie bei uns stehen, im stationären Handel damals 40% mehr gekostet hätten, noch immer sehr zufrieden. Bei Bestellung, Zahlung und Lieferung gab es keinerlei Probleme.

Zurück zum engagierten Verkäufer

Am Samstag nun ging es wieder nach Potsdam. Auf dem Smartphone der Angebotspreis für unser favorisiertes Mobiliar.

Als wir unseren Verkaufsberater endlich wieder entdeckt hatten, sah man ihm an, dass er sich freute, heute nun wohl Umsatz zu machen. Er bat uns an den Premiumberatungsplatz mit Flatscreen, um uns unsere Zusammenstellung noch einmal zu präsentieren.

Auf dem Weg dorthin konfrontierten wir ihn jedoch mit unserem Vergleichsergebnis. Zu unserer Überraschung blieb er völlig entspannt. Das hatten wir so nicht erwartet,

Am Premiumplatz angekomme, bauten wir dann, die aufgrund des niedrigeren Preises, üppigere Zusammenstellung aus dem Netz, virtuell zusammen.

In Summe lag das Angebot dann Welten entfernt von allem, was wir offline gesehen hatten. Zusammen mit dem Wissen, dass das Mobiliar auch ein paar Wochen länger im Lager bleiben kann, falls nicht nur das I.f.T. Hauske länger braucht als geplant, waren wir vollauf zufrieden. Das Anbringen der Möbel an die Wände des Hauses, welches bisher nicht einmal mit einer Bodenplatte glänzen kann, bot er uns für 150€ an. Diese Leistung hätten wir beim Onlineanbieter ja nicht erhalten.

Das Beste aber war, unser Verkäufer hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Klaglos und ohne das Angebot sehen zu wollen übernahm er den Preis des Internetanbieters. Was sagt uns das? Genau, die Schmerzgrenze hatten wir noch nicht erreicht. Aber wie sagt der Volksmund so schön: Leben und Leben lassen. Schließlich hatte uns dieser Mann beraten und unsere Vorstellungen durch seine Erfahrung bereichert.

Fazit

Mehrwertsteuererlass, geschenktes Geld und so weiter sind Augenwischerei. Gemacht für die Generation: Geiz ist geil. Wenn man die Preise in utopische Höhen schiebt, dann kann man natürlich ganz leicht erstaunliche Rabatte einräumen.

Dass ein Onlineanbieter ohne Ausstellung, mit niedrigen Betriebs- und Personalkosten, keiner Kundendienstabteilung, sowie kaum Werbung günstiger anbieten kann, als der stationäre Handel, liegt auf der Hand.

Dass die Betriebskosten der großen lokalen Möbelhäuser aber dazu zwingen, Ware mit mehr als 100% Preisaufschlag zu bedenken kann ich mir kaum vorstellen.
Zumal wir zumindest in zwei Möbelhäusern noch nicht einmal beraten wurden. Mit Floskeln wie: „Naja, da haben Sie dann aber auch was wirklich Gutes und das kostet halt.“ war es beraterisch dann auch schon getan.

Die Kundschaft dann noch mit Rabattaktionen zu ködern, die dank sogenannter Dauertiefpreise nicht greifen oder einen Bruchteil des Preisaufschlags abmildern, wirkt irgendwie nicht ganz ehrlich, wenn man es milde formuliert.

Aber vielleicht wollen wir alle ja auch angeschwindelt werden. Ich persönlich würde mich eher darüber freuen, wenn ich Ware zu einem Preis angeboten bekäme, der auch dem Wert des Produktes, zzgl. der Kosten des Händlers und einer gesunden Marge entspräche.

Aber leider hat sich hier wohl inzwischen auch das Vertriebskonzept von Einbauküchen durchgesetzt.

Letztlich würde es uns aber sicher schwer fallen unsere künftigen Möbel nur Anhand von Katalogbildern oder den Bildern im Netz auszuwählen. Zu viele Merkmale lassen sich online nicht erleben und bewerten.

Daher gaben wir dann auch dem Verkäufer in dem Möbelhaus den Vorzug, in dem wir auch beraten wurden. Für eine ordentliche Beratung und Service zahlen, zumindest wir, auch gerne ein wenig mehr.

Nachtrag

Am Samstag hatten wir uns noch gewundert, dass unser Verkäufer das Angebot des Mitbewerbs gar nicht sehen wollte. Am Montag nun erhielten wir eine E-Mail, in der er darum bat den Namen des Händlers preiszugeben.

Der Hausleiter wüsste gerne, wer einem die Kalkulation ruinieren würde, war die Begründung.

Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es ist hier um reines Interesse geht. Nenne man es Paranoia, aber undenkbar ist es bestimmt nicht, dass ein bundesweit präsentes Möbelhaus mit entsprechendem Umsatz einigen Einfluss darauf hat, ob ein mittelständischer Möbelhersteller weiterhin einen kleinen Onlinehändler mit sicher wesentlich niedrigerem Umsatz beliefert.

Daher haben wir den kleinen Händler natürlich nicht verpfiffen.

 

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