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Lohnt sich eine technische Bautrocknung?

Ertrunkenes Haus

Hier wird eine technische Bautrocknung wohl unumgänglich sein.

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Während wir nun darauf warten, dass wir bald mit dem Bau anfangen dürfen, habe ich mich mit dem Thema: Bautrocknung beschäftigt und mir die Frage gestellt: Lohnt sich eine technische Bautrocknung?

Wieso technische Bautrocknung?

Das Haus im Beitragsbild hat eine technische Bautrocknung auf jeden Fall dringend nötig, so viel ist mal sicher. Aber wieso soll man denn ein neu gebautes Haus, ohne Wassereinbruch technisch trocknen lassen?

Man mag es kaum glauben, aber in einem frisch fertiggestellten Haus stecken im Schnitt 1.000 Liter überschüssiges Wasser. Man spricht hierbei von Restbaufeuchte. Vor allem Estrich und Innenputz haben es feuchtemäßig in sich. Waren die verbauten Baustoffe, wie Porenbeton oder Mauerziegel überdies noch tagelang Regen ausgesetzt, kann es gerne auch noch mehr Wasser sein.

Dieses Wasser muss raus aus dem Haus, denn sonst droht Schimmelbefall. Laut einem Artikel der Welt, gehört dieser mittlerweile bei 50% der Neubauten schon beim Einzug zum Inventar des neuen Hauses.

Hat man den erstmal im Haus, wird man ihn so schnell nicht mehr los. Was folgt sind nicht nur hässliche Flecken, sondern eventuell sogar gesundheitliche Beeinträchtigungen. Doch auch jenseits vom allseits gefürchteten Schimmel, sollen 90% aller Schäden am Neubau aus einer zu hohen Restbaufeuchte resultieren.

Dummerweise ist es mit den immer kürzer werdenden Bauzeiten und mit unseren hochdichten und üppig gedämmten Neubauten gar nicht mehr so einfach die Restbaufeuchte loszuwerden. Ganz anders war das zu Omas Zeiten.

Omas Haus trocknete noch von alleine!

Tatsächlich war damals die Trocknung des Hauses aus mehreren Gründen kaum ein Problem.

Man ließ sich mehr Zeit beim Bauen

Omas Haus wurde über einen Winter getrocknet, man sprach dabei vom „ausfrieren“ oder „auswintern“ des Hauses. Was sich heute kaum noch jemand vorstellen kann, war früher gang und gäbe. Mit dem Bau wurde im Sommer begonnen. Dann, mit fertig eingedeckten Dach, jedoch ohne Fenster und Türen, einfach über den Winter stehen gelassen, ohne dass etwas am Bau passierte. Im Frühjahr war der Bau dann trocken genug, um mit den Arbeiten weiterzumachen.

Omas Haus war nicht dicht.

Nachdem Oma das Haus bezogen hatte, zog es durch alle Ritzen und Spalten. Das hatte nicht nur Nachteile.

So brauchte Oma zum Beispiel keine Verbrennungsluftzufuhr, damit ihr Kamin überhaupt funktionierte. Es herrschte auch so ein ständiger Luftaustausch, bei dem warme, mit Feuchtigkeit gesättigte Luft, aus dem Haus entwich und durch trockenere Außenluft ersetzt wurde.

Omas Haus war atmungsaktiv.

Während wir unsere Außenwände mit einem WDVS (Wärmedämmverbundsystem) luftdicht abschließen und mancher gar Innenwände mit luftundurchlässigem Latex streicht, bestand Omas Haus aus atmungsaktiven Materialien. Was für uns Menschen, Goretex und Symphatex sind, ist für Häuser Lehm, Stroh, Ton und Holz. Diese Materialien können Feuchtigkeit aufnehmen und an die Außenwelt abgeben. Hierbei spricht man von Diffusionsoffenheit.

Trockenwohnen war gestern

In der Zeit der Industrialisierung wurde der Begriff „Trockenwohnen“ geprägt. Dabei wurden Wohnungen in neu errichteten Miethäusern anfänglich zu einem sehr niedrigeren Mietzins an einkommensschwache Menschen vermietet. Durch Ihre Körperwärme und durch das ausgeatmete Kohlendioxid unterstützten sie die Trocknung des Baus. Dafür erhielten sie eine billige Bleibe, liefen aber auch Gefahr aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit zu erkranken. Etwas weniger gefährlich wurde das Trockenwohnen dann zum Beginn des letzten Jahrhunderts, da die Bewohner dann vermehrt über Heizungen verfügten, die die Trocknung zusätzlich unterstützten.

Heutzutage ist eine Heizung natürlich in jedem Haus vorhanden. Hat man sich dafür entschieden eine Belüftungsanlage (KWL) zu verbauen, muss man sich nicht mal mehr um das Lüften kümmern.

Dennoch geht man davon aus, dass man in unseren heutigen, hochdichten Häusern bis zu 4 Jahre benötigt, um die Restbaufeuchte durch Heizen und penibles Lüften aus dem Haus zu bekommen. Dieses moderne Trockenwohnen sorgt für massiv erhöhte Heizkosten.

Jeder, dessen Stiefel im Winter einmal richtig nass wurden, kennt den Effekt. Die gerade noch muckelig warmen Treter, haben aufgrund der eingedrungenen Feuchtigkeit eine maßgeblich verringerte Isolationswirkung. Während wir davon eine Erkältung kriegen, kostet uns das bei unserem Haus dann richtig Geld in Form von Heizkosten.

Schlimmer noch ist es, wenn die Restfeuchte im Haus zu hoch ist, um Bodenbeläge einzubringen oder mit den Malerarbeiten zu beginnen. Zu hohe Baufeuchte kann dann den geplanten Einzugstermin gefährden. Niemand möchte länger als nötig in der Mietwohnung bleiben und Miete zahlen, nur weil wegen zu hoher Restbaufeuchte noch kein Parkett verlegt werden kann oder der Maler sich weigert seine Arbeit zu verrichten.

Wie funktioniert so eine technische Bautrocknung?

Zuallererst geht es an die Bestimmung des richtigen Zeitpunktes. Den perfekten Termin für den Start der Bautrocknung sollte man vorher unbedingt mit seinem Bauunternehmen abstimmen.

Üblicherweise startet man diese nachdem der Estrich seine Ruhephase hinter sich gebracht hat und die chemischen Prozesse im Material abgeschlossen sind. Näheres hierzu erfährt man auch von seinem Bauleiter. Startet man zu früh, würde man Rissbildung oder eine sogenannte Aufschüsselung provozieren. Beides möchte man auf keinen Fall im Neubau haben,

Einfach nur ein paar Heizlüfter ins Haus zu stellen hilft aber leider nicht. Tatsächlich kann warme Luft viel mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte, aber ohne die feuchte Luft aus dem Haus zu befördern, erhöht man hiermit sogar noch die Gefahr von Schimmelwachstum.

in der Regel mietet man sich daher, sobald der Estrich seine Ruhephase hinter sich gebracht hat, bei einem der zahlreichen Anbieter entsprechende Geräte. Diese arbeiten dann nach dem Kondensationsprinzip. Ähnlich einer kalten Getränkeflasche im Sommer, an der sich die Luftfeuchtigkeit als Wasserperlen absetzt, verflüssigen Kondensationstrockner die Luftfeuchtigkeit und fangen diese in Behältern auf.

Zusätzlich werden diese Kondenstrockner dann durch Lüfter oder Heizlüfter unterstützt, die dafür sorgen, dass die Luft im Bau zirkuliert und somit alle Ecken und Nischen gleichmäßig getrocknet werden.

Für eine technische Bautrocknung kommen Kondensationstrockner und Lüfter zum Einsatz. In diesem Fall sogar ein Heizlüfter.

Wieviele und welche Geräte man braucht, um den Bau optimal zu trocknen, kommt dann ganz auf das Haus an. Hier sollte man sich vom Anbieter seines Vertrauens beraten lassen. Meist genügt diesem die Nennung des zu trocknenden Raumvolumens (Länge x Breite x Höhe der Geschosse).

Sind die Geräte dann per Spedition angeliefert worden, baut man sie an den mit dem Bautrocknungsspeziisten angestimmten Stellen im Gebäude auf. Diese Geräte lässt man dann zwei bis drei Wochen vor sich hinwerkeln. Einzig um das Leeren der Kondensatwannen muss man sich als Bauherr noch kümmern. Es sei denn man hat die Möglichkeit die Kondensatschläuche mit Gefälle in einen Abfluss zu legen, dann kann man sich diese Arbeit sparen.

Die Kehrseite der Medaille: Mietkosten und Energieverbrauch

Ordentliche Gerätschaften gehen auch ordentlich ins Geld. Doch glücklicherweise muss man sich das Equipment nicht kaufen sondern kann es mieten.

Für eine Stadtvilla, wie unsere Villa Lugana, benötigt man zwei Bautrockner (je ca. 6€ pro Tag) und zwei Lüfter (je ca. 4€ pro Tag), die für drei Wochen ihre Arbeit verrichten. Das macht in Summe 462€ zzgl. Mehrwertsteuer und Transport, also dann 650€. Sicher kein kein billiger Spaß.

Hinzu kommen die Energiekosten, die man über den Daumen dann noch einmal mit rund 150€ ansetzen kann. Insgesamt kommt man so also auf rund 800€, um den Bau trocken zu kriegen.

Dafür kann man sich sicher sein, dass der Bau auch bei schlechten Witterungsverhältnissen nach drei Wochen ausreichend getrocknet ist, um Bodenbeläge einbringen lassen zu können. Auch dem Malereinsatz steht dann nichts mehr im Wege.

Fazit

Man könnte zum Schluss kommen, dass rund 800€ für eine Maßnahme in die Hand zu nehmen, die sich über den Zeitraum einiger Jahre auch von selbst erledigt, Geldverschwendung wäre. 800€ kann man beim Bau sicher auch anderweitig gut investieren.

Hier darf nicht vergessen werden daran zu denken, dass man sich jedoch einen guten Teil des Trockenwohnens erspart. Man spart Heizkosten und vermindert die Gefahr von Schäden, die aus Restbaufeuchte resultieren.

Droht überdies der termingerechte Einzug ins neue Eigenheim daran zu scheitern, dass der Bau wegen zu hoher Restfeuchte noch nicht reif für Bodenbeläge oder Malerarbeiten ist, wird guter Rat teuer.

Das Geld, welches man dann für weitere Mietzahlungen oder noch schlimmer, Zwischenlagerung des Mobiliars und Unterbringung der Familie in einem Ausweichquartier zu zahlen hat, ist mit Sicherheit höher, als die Kosten der technischen Bautrocknung.

Aus diesem Grund haben wir eine technische Bautrocknung fest in unser Budget mit eingeplant. Wenn es dann soweit ist, werde ich über unsere Erfahrungen damit dann hier berichten.

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