Website-Icon Unser Baublog

Welche Heizung sollen wir wählen?

Heizung

Davon haben wir dann glücklicherweise nur noch einen.

Bei kaum einem anderen Thema scheiden sich die Geister so sehr, wie bei der Wahl der richtigen Heizung. Eine Recherche im Netz zeigt Vertreter jeder Meinung wild miteinander diskutieren. Auch die Hausanbieter vertreten teils stark voneinander abweichende Meinungen. Aber wieso wird da so sehr diskutiert und für was haben wir uns weswegen entschieden? Mehr dazu in diesem Beitrag.

Gas, Wärmepumpe oder Pellets – Argumente der Anbieter

Im Gespräch mit den einzelnen Hausanbietern war natürlich auch die Wahl der passenden Heizungsanlage ein wichtiges Thema. Jeder Anbieter hatte  gute Argumente für das von ihm bevorzugte Heizungssystem und gegen die anderen. Gasbrennwerttherme, Erdwärmepumpe mit Tiefenbohrung, Luft-Wasser-Wärmepumpe, Luft-Luft-Wärmepumpe, usw. Nach einer Weile waren wir geneigt jedem zuzustimmen:

Gasbrennwerttherme:

Pro:

Contra:

Wärmepumpen:

Pro:

Contra:

Pellets Heizung:

Pro:

Contra:

Wie man sehen kann wiederholen sich die Argumente teilweise. Auch das Nachlesen im Internet verunsichert teils mehr, als dass man anschließend sicherer wäre. Je nachdem welchem Lager der Artikelschreiber jeweils angehört, liest man dann auch eine Lobeshymne genau auf das von ihm bevorzugte Heizungssystem. Also kann man sich nicht uneingeschränkt auf das verlassen, was man zu hören bekommt.

Schaut man sich auf dem Markt um, bekommt man in der Regel keine Pellets-Heizungen mehr angeboten, weswegen ich diese im Folgenden nicht mehr betrachten werde.

Während bei Anbietern von Massivhäusern, Gasbrenntwertthermen, Luft-Wasser-Wärmepumpen und Geothermieanlagen mit Tiefenbohrung die Regel sind, erhält man bei Anbietern von Fertighäusern auch zunehmend Luft-Luft-Wärmepumpen angeboten. Diese Heizungstypen möchte ich nun näher beleuchten.

Betrachtungsweise der Heizungssysteme

Den einzelnen Heizungssystemen und Technologien kann man sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln nähern, um das richtige System für sich und seinen Geldbeutel zu bestimmen.

Technologische Sicht:

Wie effizient und damit umweltfreundlich bzw. nachhaltig ist das System?
Wie wahrscheinlich ist es, dass es in Zukunft noch Ersatzteile geben wird
Finde ich einen Betrieb, der die Anlage reparieren kann?

Wirtschaftliche Sicht:

Wie hoch sind die Kosten für Anschaffung und Betrieb?
Welche Folgekosten birgt die Anlage?
Wie entwickeln sich die Kosten des Energieträgers?

Emotionale Sicht:

Kann ich mich mit dem System identifizieren?
Vertraue ich der Technologie?
Will ich bestimmte Annehmlichkeiten haben?
Kann ich mit den Einschränkungen einer anderen Lösung leben ?

Während die emotionale Komponente jeder mit sich selbst ausmachen muss, können Technologie und Wirtschaftlichkeit sehr gut objektiv bewertet werden.

Macht eine Gasbrennwerttherme Sinn?

Technologisch: Nein (Fossiler Brennstoff)
Wirtschaftlich: Ja (Anschaffung), Ja (Betriebskosten)

Bei gut gedämmten Häusern eine in Anschaffung und Betrieb günstige Lösung. Als Risiko darf man hier die Abhängigkeit vom Gaspreis und damit den Erzeugerländern sehen. Seit 2016 muss man, so man auf eine Brennwerttherme setzt, zwingend eine Solarthermieanlage auf dem Dach oder aber eine Wohnraumlüftungsanlage planen. Dadurch wird der Kostenvorteil ein wenig geschmälert.

Macht eine Wärmepumpe mit Tiefenbohrung Sinn?

Technologisch: Ja (hoher Wirkungsgrad)
Wirtschaftlich: Nein (Anschaffung), Ja (Betriebskosten)

Hat man die Mittel für eine Geothermieheizung mit Tiefenbohrungen, darf man sich über sehr niedrige Verbrauchskosten freuen. Annehmlichkeiten, wie eine Kühlfunktion im Sommer, bekommt man fast zum Nulltarif mit dazu.  Entgegen stehen dieser Heizung die teils sehr hohen Herstellungskosten. Ist der Bau kreditfinanziert, verschlechtert sich die Gesamtrechnung zusätzlich. Auch die Fördermittel der BaFa, die man beantragen kann, ändern hieran nicht viel.

Macht eine Luft-Wasser-WärmepumpeSinn?

Technologisch: Ja (guter Wirkungsgrad)
Wirtschaftlich: Ja (Anschaffung), Ja (Betriebskosten)

Die Luft-Wasser-Wärmepumpe ist der Shootingstar und den Heizungssystemen und hat sich innerhalb der letzten Jahrzehnte als einziges System neben Gasbrennwertthermen und Geothermie durchgesetzt. Mit Herstellungskosten zwischen Gasbrennwerttherme und Erdwärmepumpe verfügt die Luft-Wasser-Wärmepumpe über einen niedrigeren Wirkungsgrad als Erdwärmepumpen, befreit aber von der zwingenden Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Luft-Wasser-Wärmepumpen sind fehleranfälliger als Brennwertthermen und Erdwärmepumpen. Auch das Außengerät gewinnt in der Regel keinen Schönheitspreis und macht bei den Nachbarn evtl. wegen seiner Geräuschentwicklung wenig Freude.

Macht eine Luft-Luft-WärmepumpeSinn?

Technologisch: Ja (guter Wirkungsgrad)
Wirtschaftlich: Ja (Anschaffung sehr günstig), Ja (Betriebskosten)

Luft-Luft-Wärmepumpen machen nur in sehr gut gedämmten Häusern, ab KfW 40 Sinn. Hier wird die Technologie der Wärmepumpe und der einer Lüftungsanlage (KWL) kombiniert.

Den sehr geringen Herstellungskosten stehen der Verzicht auf eine Fußbodenheizung und ein bisweilen ungünstiges Raumklima entgegen.

Die Exoten

Dann gibt es da noch Eisspeicherheizungen, Ringkollektoren, Flächenkollektoren, Brennstoffzelle usw. All diesen Heizungssysteme haben sich bisher entweder noch nicht durchgesetzt oder haben extreme Anforderungen, wie z.B. sehr große Grundstücke. Damit sind diese Heizungstypen in der Regel sehr teuer in der Anschaffung oder in der Wartung. Im schlechtesten Fall entwickelt sich das System zu einer technologischen Sackgasse und wird in einigen Jahren nicht mehr produziert. Dann steht man da, mit einem Heizungssystem, zu dem man einfach kein Ersatzteil oder keinen Betrieb bekommt, der sie reparieren kann.

Große Hoffnungen werden derzeit in Brennstoffzellen gesetzt. Wir werden sehen wie sich diese Technologie entwickelt und in der Lage sein wird Gasbrennwerttherme oder aktuelle Wärmepumpen abzulösen.

Dann rechnen wir das mit der Heizung mal durch…

Ausreichend verunsichert habe ich mich auf die Suche nach unabhängigen Zahlen gemacht. Diese sind schwerer zu finden, als man meinen möchte. Da wir uns für ein Haus in KfW 55 und mir Fußbodenheizung entschieden haben, habe ich auch die Luft-Luft-Wärmepumpe nicht weiter betrachtet.

In den Angeboten der Hausanbieter findet man selten eine Zahl für die Kosten der kompletten Heizungsanlage. Noch viel seltener dann einen verlässlichen Anhalt für den tatsächlich zu erwartenden Verbrauch.

Bei meiner Recherche bin ich dann auf die Website http://www.heizungsvergleich.de von Alois Zimmermann gestoßen. Hier führt Herr Zimmermann seit Juli 2004 alle möglichen Heizungssysteme auf und vergleicht deren Kosten. Wenn auch das letzte Update vor etwa einem Jahr vorgenommen wurde und die Seite von der Optik her nicht der letzte Schrei ist, finden sich hier doch spannende Anhaltspunkte. Angaben zu den Quellen für die einzelnen Preise macht Herr Zimmermann auf seiner Seite keine, doch gewann ich den Eindruck, dass die Daten untereinander vergleichbar wären.

Die für uns in Frage kommenden Systeme waren Gas-Brennwerttherme (BWT), Luft-Wasser-Wärmepumpe (LWWP) bzw. Wärmepumpe mit Tiefenbohrung aka. Erdwärmepumpe (EWP). Allerdings in umgekehrter Reihenfolge.

Eine kurze Zusammenfassung seiner Daten zu BWT, LWWP und EWP zeigen aus Kostensicht ein klares Bild zugunsten der Gas-Brennwerttherme:

Zusammenfassung auf Basis der Daten von www.heizungsvergleich.de

Als klarer Befürworter einer Erdwärmepumpe war ich nach diesen Zahlen erstmal platt, denn in den Angeboten der Hausanbieter sieht man diese Zahlen so nicht. Also legt diese Zusammenfassung doch eigentlich die Wahl einer Brennwerttherme nahe.

Jenseits der Zahlen

Trotz voraussichtlich niedrigerer Kosten konnte ich mich nicht mit der Brennwerttherme anfreunden. Zu abwegig erschien mir, Temperaturen von mehreren hundert Grad produzieren zu müssen, um ein super gedämmtes Haus auf eine muckelige Wohlfühltemperatur von 23 Grad zu bringen. Insbesondere, wenn man ohnehin eine Fußbodenheizung haben möchte.

Hier befindet man sich meiner Ansicht nach mit einer Brennwerttherme in einer technologischen Sackgasse. Ich denke, nach und nach werden sich Wärmepumpen und ähnliche Systeme mit niedriger Vorlauftemperatur (Das Wasser in der Fußbodenheizung wird nicht so warm) durchsetzen. Eben wegen der niedrigeren Vorlauftemperatur, müssen die Rohre der Fußbodenheizung bei einer Wärmepumpe enger verlegt werden. Hat man erstmal eine Brennwerttherme mit Ihrer hohen Vorlauftemperatur verbaut, müsste man zur Umrüstung den Estrich aufreißen, um die Fußbodenheizung neu und damit enger verlegen zu lassen. Auf die Idee würde ich im Leben niemals kommen.

Ein weiterer Punkt war der Gedanke mittels Photovoltaikanlage eines Tages einen Teil der elektrischen Energie für die Heizung selbst zu produzieren. Wohlwissend, dass in unseren Breiten gerade dann, wenn man die Heizung am meisten benötigt, am wenigsten Sonnenschein für Ertrag in der PV-Anlage sorgt. Mit diesen Gedanken konnte es einfach keine Gasheizung werden. Meine Frau fand es auch gut, da sie sich ohnehin nie mit Gas anfreunden konnte.

Also wird es eine Erdwärmepumpe?

Nein, die wird es nicht.

Hätte ich sie auch am liebsten gehabt, so wäre die Installation auf unserem Grundstück wohl  zu teuer geworden. Nach aktuellem Kenntnisstand hätten zwei Bohrungen nicht genügt und so wären es drei oder gar vier geworden. Die Fördermittel des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BaFa) wären hier also durch zusätzliche Bohrungen verpufft. So wird es nun eine Luft-Wasser-Wärmepumpe werden. Diese bringt für uns als Wärmepumpe den Vorteil, dass zumindest die Fußbodenheizung bereits auf dem Stand ist, der meiner Ansicht nach der zukunftsträchtigere ist. Da die Investitionskosten für uns im Hausvertragpreis verschwimmen, haben wir auch keine schlaflosen Nächte, dass es sich dabei um die vermeintlich wirtschaftlich am wenigsten sinnvolle Variante handelt.

Dank Kaminofen und  KWL können wir dann, wenn wir wirklich einen richtig strengen Winter haben, auch mit dem Ofen zuheizen.

Auch hier wird die Zukunft zeigen ob wir uns richtig entschieden haben.

Die mobile Version verlassen