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Lohnt sich eine Photovoltaikanlage?

Lohnt sich eine Photovoltaikanlage?

Lohnt sich eine Photovoltaikanlage?

Als technisch interessierter Mensch ist eine Photovoltaikanlage oder umgangssprachlich Solaranlage für mich seit Jahren ein spannendes Thema. Dank Mietwohnung jedoch keines mit dem ich mich eingehender zu beschäftigen brauchte. Im Zuge unseres Hausbauprojektes kam dann bei mir natürlich der Wunsch auf, auch eine PV-Anlage zu installieren. Daher beschäftigte ich mich dann etwas eingehender mit dem Thema und fragte mich: Lohnt sich eine Photovoltaikanlage?

Photovoltaik – Das Versprechen

Es klingt verheißungsvoll mit einer, inzwischen gar nicht mehr so hohen Investition einen Teil seines eigenen Strombedarfs dauerhaft selbst decken zu können. Mit dem Rest der gewonnenen elektrischen Energie verdient man dann dank Einspeisevergütung einfach Geld. Einfach ein paar schnieke Solarmodule aufs Dach und los kann es gehen mit der umweltfreundlichen und kostensparenden Stromproduktion.

Annahmen

Ausgehend vom aktuellen Strompreis von ca. 27 Cent pro kWh und dem durchschnittlichen Jahresverbrauch eines deutschen Haushalts von ca. 4.000 kWh, bezahlt man im Jahr ca. 1.100€ für elektrische Energie. Wohnt man in einem Einfamilienhaus und beheizt man dieses auch noch mit einer Wärmepumpe, die ja auch Strom verbraucht, liegt dieser Wert natürlich wesentlich höher. In meinem Beispiel gehe ich von noch einmal 4.000 kWh für Heizung und Warmwasser und 2.000 kWh zusätzlich für Belüftungsanlage und was sonst noch so im Einfamilienhaus anfällt ist aus.

Also dürfte sich der Energieversorger meines Vertrauens über rund 2.700€ pro Jahr für 10.000 kWh freuen.

Waren Photovoltaikanlagen  vor einigen Jahren noch sehr kostspielig, sind diese inzwischen inklusive Installation bei Preisen von  ca. 1.500€ je kWp angekommen. In kWp wird die Nennleistung von Photovoltaikanlagen angegeben, weswegen man damit die Größe der gesamten Anlage bezeichnet. Bei Einfamilienhäusern sind 1 – 10 kWp üblich. Der Einfachheit halber gehen wir im Folgenden einmal von einer Anlage mit 10 kWp aus, die man zu Kosten von rund 15.000€ bekommen kann. Warum man in der Realität nur bis 9,9 kWp gehen sollte, wenn überhaupt, folgt später. Photovoltaikanlagen haben inzwischen außerdem eine hohe Haltbarkeit von rund 20 Jahren.

Unter optimalen Bedingungen und mit Rückenwind kann man je kWp von einem Ertrag von 1.000 kWh im Jahr ausgehen. Hat man also eine Anlage mit 10 kWp, dann gewinnt man 10.000 kWh im Jahr. Obwohl der Wirkungsgrad und damit die Ausbeute mit den Jahren schwindet, kann man nach 15 Jahren noch immer von einem Wirkungsgrad bei 85% ausgehen.

Selbst mit einer Wärmepumpe, wie bei uns, schafft man es aber leider nicht den kompletten Ertrag selbst zu verbrauchen. Zum Einen liegt das daran, dass man Mittags, wenn der Ertrag der Solarzellen am höchsten ist, meist nicht zu Hause ist, um Strom zu verbrauchen. Zum Anderen daran, dass gerade dann, wenn geheizt werden muss sich die Sonne eher rar macht. Der Ertrag der Solarmodule ist im Winter deshalb geringer. In der Praxis kann man aber auf einen Eigenverbrauchswert (Autarkiegrad) von 50-60% kommen.

Stromspeicher (Akkus)

Um diesem Dilemma beizukommen ist man dazu übergegangen Stromspeicher im Haus zu installieren. Dabei handelt es sich um große Akkus, die die am Tage erzeugte elektrische Energie zwischenspeichern, um diese abends, wenn man Licht braucht und wesentlich mehr Strom, als am Tage verbraucht, wieder herauszurücken. Leider sind diese Hochleistungsakkus nicht gerade günstig und treiben die Investitionskosten enorm in die Höhe. Nach aktuellem Stand lohnt sich diese Investition noch nicht.  Große Hoffnungen werden aber in Teslas Powerwall 2 gesetzt, die mit etwas über 7.000€ zu den erschwinglicheren Vertretern zählt. Mit einem passend zur Solaranlage dimensionierten Speichersystem soll man 70 bis annähernd 100% Autarkie schaffen.

In meiner Entscheidungsfindung habe ich aufgrund der noch enormen Kosten aber keinen Stromspeicher angenommen.

Glücklicherweise gibt es ja die für 20 Jahre ab Inbetriebnahme garantierte Einspeisevergütung, die zuletzt auf mickrige 12,31 Cent je kWh gesenkt wurde. Diese Einspeisevergütung hat der lokale Energieversorger dem Eigner einer PV-Anlage, je in das öffentliche Stromnetz eingespeister kWh zu zahlen. Verbraucht man den Strom nicht selbst, dann verkauft man ihn halt an den Energieversorger. Tatsächlich zahlt das in der Realität aber nicht der Energieversorger, sondern wir alle über unsere Stromrechnung, EEG Umlage lautet das Stichwort.

Wir rechnen

Nehmen wir die oben angenommenen Zahlen, können wir ausrechnen, wie die ganze Sache finanziell aussieht. Dabei gehe ich weiterhin von optimalen Bedingungen, einer Haltbarkeit der Anlage von 20 Jahren und einem Autarkiegrad von  50% aus.

Investition
Investition für PV-Anlage mit 10 kWp – 15.000,00 €
Einnahmen
Ersparnis durch 50% Autarkie pro Jahr      1.350,00 €
Einnahmen aus 5.000kWh Einspeisung          615,50 €
Summe Ersparnis / Einnahmen pro Jahr      1.965,50 €
Gewinn
Gewinn pro Jahr      1.965,50 €
Summe in 20 Jahren    39.310,00 €
Abzgl. Initiale Investitionskosten – 15.000,00 €
Summe in 20 Jahren    24.310,00 €
verbleibender Gewinn pro Jahr      1.215,50 €

Wow, das sieht nach einem guten Geschäft aus. O.K., natürlich habe ich etwas geschummelt. Eine PV-Anlage möchte auch gewartet werden, was natürlich ebenfalls Geld kostet, aber andererseits wird die kWh Strom in Zukunft sicher nicht billiger werden. Bisher haben wir die Rechnung leider ohne den Fiskus gemacht.

Umsatzsteuer und Abschreibung

Als PV-Anlagenbetreiber wird man durch den Verkauf von elektrischer Energie an den Netzbetreiber zum Unternehmer. Das hat einen positiven Effekt, man darf sich als Unternehmer die Umsatzsteuer für die PV-Anlage vom Finanzamt zurückerstatten lassen. Statt 15.000€  hat man dann nur noch 12.600€ für die Solaranlage gezahlt. Außerdem darf man die Anlage über 20 Jahre von der Steuer absetzen.

Wer sich ein Haus leisten kann, gehört nicht zu den völlig armen Schluckern und verfügt, wenn nicht über Vermögen, dann doch zumindest über ein ordentliches Gehalt. Gehen wir von einem Spitzensteuersatz von 42% aus. Das macht rund 260€ pro Jahr an ersparter Steuer.

Die zu berappenden Abgaben sind nicht zu verachten.

Ab jetzt kommen aber die Nachteile. Dem Energieversorger hat man Rechnungen zu stellen und die Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) aufzuschlagen. Der Energieversorger begleicht die Rechnung und holt sich die gezahlte Umsatzsteuer als Vorsteuer wieder vom Finanzamt zurück. Wir als stolze PV-Anlagen-Unternehmer müssen die vereinnahmte Umsatzsteuer unsererseits wieder an das Finanzamt zurückführen und dafür nun aber monatlich eine Umsatzsteuervoranmeldung und zum Ende des Jahres eine Umsatzsteuererklärung durchführen.

Darüberhinaus verbrauchen wir ja fleißig selber Strom. Den würden wir als Privatperson ja von uns als Unternehmer bisher ohne Mehrwertsteuer erhalten.

Das geht so nicht, also sind auf unseren Eigenverbrauch 19% Mehrwertsteuer an das Finanzamt abzuführen. In unserem Beispiel macht das rund 250€ im Jahr aus.

Einkommensteuer und geldwerter Vorteil

Durch die Einspeisevergütung nehmen wir  jährlich etwa 600€ ein. Auf diese Einnahme haben wir Einkommensteuer zu zahlen.  In unserem Beispiel sind also rund 260€ Einkommensteuer auf die Einspeisevergütung zu zahlen.

Weiter geht es mit dem Eigenverbrauch. Erhält man als Angestellter einen Dienstwagen, so macht man Bekanntschaft mit dem geldwerten Vorteil. Hier wird einem der von unserem Arbeitgeber verschaffte Vorteil, nämlich die Nutzung eines Dienstwagens, steuerlich angerechnet.

Auch beim Eigenverbrauch des Ertrags der Solaranlage haben wir einen geldwerten Vorteil. Wir selbst, die wir ja als PV-Anlagen-Unternehmer tätig sind, verschaffen uns als Privatleute einen geldwerten Vorteil. Dieser Vorteil ist ebenfalls mit unserem Spitzensteuersatz von angenommen 42% zu versteuern.

Als Berechnungsgrundlage des geldwerten Vorteils wird allerdings nicht der allgemein anerkannte kWh Preis der Erzeugungskosten einer eigenen Anlage angenommen, der bei 0,10 bis 0,13€ je kWh liegt. Nein es wird der Wert genommen, den wir selbst für hinzugekauften Strom zu zahlen haben. In unserem Beispiel 0,27€.  Und schon gehen weitere 567€ nicht in unsere Tasche, sondern ins Staatssäckel.

Steuerberater

Die letzten Absätze lesen sich nicht nur schwer, sie sind es auch und machen Arbeit. Wer, um sich das Haus leisten zu können arbeitet, wird nun nicht unbedingt Lust, Zeit und ggf. ausreichend Erfahrung haben die ganzen steuerlichen Dinge selbst zu erledigen.

Wer das nicht selber machen kann/will, wird damit einen Steuerberater betrauen. Auch Steuerberater wollen von Ihrem Job leben und hätten für diese Arbeit gerne Geld. Wenn man hierfür ca. 300€ pro Jahr annimmt, liegt man wohl nicht völlig falsch.

Wir rechnen zusammen

Was bleibt nach dem ganzen Abgabenwust denn unter dem Strich noch übrig?

Investition
Investition für PV-Anlage mit 10 kWp – 15.000,00 €
Erstattete Umsatzsteuer auf die Investition      2.394,96 €
Summe Investition – 12.605,04 €
Einnahmen
Abschreibung PV-Anlage über 20 Jahre (pro Jahr)          264,60 €
Ersparnis durch 50% Autarkie pro Jahr 5000 kWh x 0,27€      1.350,00 €
Einnahmen aus 5.000kWh Einspeisung (pro Jahr)          615,50 €
Summe Ersparnis bzw. Einnahmen pro Jahr      2.230,10 €
Kosten
Einkommensteuer (42%) auf Einspeisevergütung –       258,51 €
Mehrwertsteuer auf Eigenverbrauch –       256,50 €
Geldwerter Vorteil auf Eigenverbrauch (42%) –       567,00 €
Steuerberatungskosten –       300,00 €
Summe Kosten –   1.382,01 €
Gewinn
Gewinn pro Jahr          848,09 €
Summe in 20 Jahren    16.961,80 €
Abzgl. initiale Investitionskosten – 12.605,04 €
Summe in 20 Jahren      4.356,76 €
verbleibender Gewinn pro Jahr          217,84 €

Pro Jahr 217,84€, unter optimalen Bedingungen und unter der Annahme, dass niemals auch nur eine Wartung an der PV-Anlage fällig wird. Natürlich dürfte man diese Wartung als Unternehmer dann auch von der Steuer absetzen, dennoch liest sich das nicht mehr ganz so spannend. Müsste man sich das Kapital für die Solaranlage auch noch von einer Bank leihen, wird die ganze Sache zum Zuschussgeschäft.

Bedenkt man dann noch den Stress und Papierkram sollte man, meiner Ansicht nach, derzeit davon absehen sich eine PV-Anlage aufs Dach zu setzen.

Wer nun meint, dass eine größere Anlage diese Situation verbessern würde, wird auch enttäuscht. Bei Anlagen ab 10 kWp erhält man leider eine gekürzte Einspeisevergütung von nur 11,97 Cent. Außerdem darf man ab 2017 dann auch noch zusätzlich eine weitere Abgabe für den Eigenverbrauch zahlen, weswegen Anlagen größer 9,9 kWp für die private Nutzung noch weniger Sinn machen, als kleinere Anlagen.

Wer sich eine Solaranlage auf das Dach schraubt kann dies derzeit nur aus einem Grund tun: Überzeugung. Aus finanzieller Sicht spricht kaum etwas dafür.

 

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