Da baut nun jemand ein Haus, bzw. lässt eines bauen. Das ist doch schon teuer genug, wozu um alles in der Welt muss man dann da noch eine Belüftungsanlage einbauen? Man kann zum Lüften doch auch die Fenster aufmachen. Oma hat das vor 50 Jahren schließlich auch schon so gemacht und das hat nix gekostet.
Omas Haus war nicht dicht
Genau das ist der springende Punkt. Durch die allgemeinen Bemühungen unsere Umwelt zu schützen und Energie einzusparen, sind wir dazu übergegangen unsere Häuser immer besser abzudichten. In Omas 20er Jahre Altbau pfiff noch der Wind durch die hölzernen und einfach verglasten Fenster, so dass Sie sich genötigt sah im Winter Decken an die Fenster zu legen oder Zuglufttiere zu häkeln.
Schwuppdiwupp war das Haus schon ganz schön dicht.
Wo kommt bloß der Schimmel her?
Fensterfalzlüfter
Fensterfalzlüfter stellen eine einfache und günstige Möglichkeit dar, den Mindestluftaustausch zu gewährleisten. Hierbei werden spezielle Bauteile, wie z.B. REGEL-air in den Fensterrahmen eingebaut. Über diese Bauteile strömt kalte und damit weniger Feuchtigkeit enthaltende Außenluft von unten in einen Lüftungskanal im Fensterrahmen ein. Im oberen Bereich des Fensterrahmens existiert eine Öffnung in den Innenraum, über den die auf dem Weg durch den Fensterrahmen bereits vorgewärmte Luft dann in den Innenraum strömen kann.
Vorteile:
- Kostengünstig
- Wartungsfrei
- Benötigt keinen Strom
- Geräuschlos
Nachteile:
- Alle Räume werden gleichartig be- und entlüftet.
- Keine Anpassung des Volumenstroms möglich. Sind viele Personen anwesend oder hat man einen großen Berg Wäsche zum Trocknen auf dem Ständer, muss dennoch das Fenster zum Lüften geöffnet werden.
- Pollen können über die Öffnungen in den Innenraum gelangen.
- Ineffiziente Wärmeenergierückgewinnung
Dezentrale kontrollierte Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmeenergierückgewinnung
Eine Alternative, die dann nicht mehr ganz so günstig ist, stellt eine dezentrale KWL dar. Hierbei verbleiben die Fensterrahmen unangetastet, stattdessen wird in jedem zu belüftenden Raum ein Lüfter in die Hauswand eingelassen. Über einen bei den meisten Geräten vorhandenen, kleinen Wärmetauscher wird dafür gesorgt, dass die warme und feuchte Abluft bereits die kalte und trockene Außenluft vorwärmt.
Vorteile:
- Nachrüstung in Bestandsbauten machbar.
- Bei Beschränkung auf einzelne Räume günstiger als eine zentrale KWL.
- Wärmerückgewinnung effizienter als Fensterfalzlüftung.
Nachteile:
- Jeder Lüfter benötigt eine Stromversorgung.
- Die Fassade des Hauses wird an jedem belüfteten Raum durch eine Öffnung verunstaltet.
- Der Wirkungsgrad der einzelnen Lüfter ist vergleichsweise schlecht.
- Der Wartungsaufwand ist hoch, da Luftfilter in jedem belüfteten Raum getauscht/gereinigt werden müssen.
- Lüfter verursachen Laufgeräusche.
- Folgekosten durch Filtertausch und Wartung.
- Raumluft kann im Winter zu trocken werden.
Zentrale kontrollierte Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmeenergierückgewinnung
Bei der zentralen KWL werden weder die Fensterrahmen verändert, noch die Hauswand in allen Räumen durchlöchert. Stattdessen wird die Zentraleinheit der KWL im Hausanschlussraum im Keller oder EG, teils auch im Dachboden untergebracht. Hier wird die Gebäudehülle dann jeweils für Abluft und Zuluft ein Mal durchbrochen.
Von diesem Kasten führen neben Zu- und Abluft diverse Rohre unsichtbar in Estrich, Trockenbaudecke und Wänden versteckt, in die einzelnen Räume des Hauses. Während Feuchträume, wie Küche und Bäder entlüftet werden, werden Wohn- und Schlafräume belüftet. Die Abluft aus den Feuchträumen wird über einen Wärmetauscher geführt, der dann die Zuluft für die Wohnräume vorwärmt. Damit das Ganze funktioniert muss sichergestellt sein, dass auch bei geschlossenen Zimmertüren ein Luftaustausch möglich ist. Logisch, denn würde die Badezimmer luftdicht abschließen, könnte man sehr schlecht Luft absaugen. Aus diesem Grund werden die Zimmertüren entweder unten leicht eingekürzt oder aber über eine unsichtbare Zargenhinterlüftung absichtlich undicht gehalten. Dadurch kann dann Luft in das Bad nachströmen.
Während die Absaug- und Ausströmöffnungen bei Fertighäusern auch mal in der Wand sitzen, enden diese sonst üblicherweise in der Decke. Im Obergeschoss, bei nicht so hoch betriebenem Aufwand auch im Boden. Über eine zentrale Bedieneinheit oder aber vollautomatisch über die Einbindung in eine Hausautomationslösung, wie z.B. KNX, Loxone usw., kann dann das Maß des Luftaustauschs angepasst werden.
Vorteile:
- Geräuschlos realisierbar.
- Die Hausfassade wird nicht durch Lüftungsöffnungen in jedem Raum verunziert.
- Wärmetauscher und Lüfter sind effizienter als die von dezentralen KWL.
- Gut in eine Hausautomationslösung (Smarthome) einbindbar.
- Flexible Anpassung des Luftaustauschs über verschiedene Lüftungsstufen.
- Einbindung von Pollenfiltern möglich.
- Optionale Kühlaufsätze ermöglichen die Kühlung des Hauses im Sommer.
Nachteile
- Hohe Investitionskosten.
- Folgekosten durch Filterwechsel und regelmäßige Wartung.
- Eventuell Rohbauerhöhung notwendig, da sich der Boden und Deckenaufbau wegen der Luftführung erhöht.
- Im Winter besteht die Gefahr des Austrocknens der Raumluft, wenn kein Entalphiewärmetauscher zum Einsatz kommt.
Fazit Belüftungsanlage
Die meisten Firmen, die uns Häuser anboten, boten mit diesen auch zentrale Be- und Entlüftungsanlagen an. Nur Roth Massivhaus war eine Ausnahme, hier ist üblicherweise eine Fensterfalzlüftung vorgesehen. Von dem Gedanken nicht mehr manuell lüften zu müssen und so sowohl Pollen, also auch fliegendes und kriechendes Getier im Garten zu belassen, waren wir schnell überzeugt. Da wir in unserer KfW 55-Wohnung bereits eine Fensterfalzlüftung nutzen, wussten wir, dass uns diese nicht genügen würde. Zu oft öffne ich selbst die Balkontür, um frische Luft hereinzulassen. Ist die Wohnung voll, weil Familie und/oder Freunde da sind, muss die Tür, auch im Winter, ständig geöffnet werden, da sich die Raumluft dank prächtiger Dämmung zu sehr aufheizt.
Es blieb die Auswahl zwischen dezentraler und zentraler Lüftung. Hier sahen wir in der dezentralen KWL keinerlei für uns treffende Vorteile. Bei reinen Gerätepreisen von 500€ bis 800€ je Raum für gute Systeme, zzgl. Einbaukosten und Elektroanschluss ist auch eine dezentrale KWL kein Schnäppchen mehr. Der Mehrwert, den uns eine zentrale KWL voraussichtlich bescheren wird, scheint uns für die voraussichtlichen Gesamtkosten von rund 11.000€ angemessen. Auch die Außenansicht des Hauses wird nicht durch Lüftungsgitter neben jedem Fenster beeinträchtigt werden. Der Austausch der Luftfilter wird zentral im Hausanschlussraum erfolgen können. Dadurch, dass die Ventilatoren in diesem Raum untergebracht sind, werden wir auch akustisch nicht von der Anlage genervt werden.
Zusammen mit der von uns geplanten Hausautomation per Loxone werden wir darüber sogar die Möglichkeit haben die Absaugung im Bad nach dem Duschen automatisch höherzufahren, so dass die Luftfeuchtigkeit hier schnell verringert wird und die Spiegel frei bleiben. Im Sommer lässt sich durch das Überbrücken des Wärmetauschers (Bypass), nachts kühle Luft ins Haus holen. Und dadurch, dass die Fenster nicht geöffnet werden müssen, auch länger kühl halten.
In Bezug auf die spätere Nutzung eines Kamins sorgt eine KWL allerdings für einigen Mehraufwand, den man aber anscheinend gut in den Griff bekommen kann.
Die Zukunft wird zeigen, ob die zentrale Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmeenergierückgewinnung für uns hält, was sie verspricht.